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Category Archives: myths

gezeitenauge

BildANDREAS ROSENEDER:  SHORT CUT FERRIES watercolour AquaBrique on Arches paper 86 x 113 cm

*

heute ist vergangen

wie auch wir

die gebrechlichsten

unter der sonne am ball

*

gestern ist gekommen

wie auch ich

der unglaublichste

vom monde der kugel

*

morgen ist geboren

wie auch ihr

die tapfersten

der wueste im kreise

*

gehab´dich wohl

deiner weislichen zeit

*

DIAlog der gestandenen Vernuft mit  erahnter Vision? – gebiert dies Ungeheuer? –  “Die Phantasie, verlassen von der Vernunft, erzeugt unmögliche Ungeheuer; vereint mit ihr ist sie die Mutter der Künste und Ursprung der Wunder” spricht  Franciso de Goja zu seinem dreiundvierzigsten Blatt der Caprichios  – Wenn der Stift im Schreiben zum zeichnenden wird, wenn die Worte nicht zu genügen scheinen und die Linie das Erschaute besser alliteriert: Dieser künstlerische DIAlog zwischen Wort und Bild ist in meiner Arbeit immer wieder aufgekommen  – Wechsel wirkend jeweils als bildhafte Sequenz einer Erzählung oder als unikales literarisches Bild. Auch der Hang, ein Bild zu betiteln, rührt aus dieser Wechselwirkung her – ein tristes oT (ohne Titel) erschien mir immer als Galgen einer Vision. Aber wie verläuft dieser Dialog zwischen fremder Fiktion und eigener Vision?

Andreas Roseneder   “…traf ihn die Erleuchtung wie ein Keulenschlag…”,  chinesische Tusche auf deutschem Papier

Illustration zur Kurzgeschichte “Die Tankstelle” von Dorothea Zeichmann, 2013

DIAbolisch ist zwar in unserem alltäglichen Wortschatz zumeist mit dem Begriff des „Teuflischen“ belegt, hieße aber doch einfach „zweifach gespalten“. In meiner Jugend haben mich die Nachzeichnungen Alfred Kubins von Edgar Allen Poes Visionen in ihrer DIAbolischen Steigerung besonders fasziniert: kein Wunder,  Kubin war von seiner Anlage her ebenso DIÁbolos, ein Entzweiter – Durcheinandergeworfener –  wie Poe gelebt.  Mit der Fiktion der Traumstadt Perle in seinem Roman „Die andere Seite“  hat Alfred Kubin nicht nur literarisches Zeugnis darüber abgelegt, sondern im Epilog die Conclusio aussprochen:  “…Die wirkliche Hölle liegt darin, daß sich dies widersprechende Doppelspiel in uns fortsetzt. Die Liebe selbst hat einen Schwerpunkt zwischen Kloaken und Latrinen.  Erhabene Situationen können der Lächerlichkeit, dem Hohn, der Ironie verfallen. – Der Demiurg ist ein Zwitter.

Andreas Roseneder   Franz K :  “…Schreiben als Form des Gebetes, dachte er…”,  chinesische Tusche auf deutschem Papier

Illustration zur Kurzgeschichte “Der Wunsch” von Dorothea Zeichmann, 2013

Demiurg –  . Franz Kafka war für mich immer präsent.   In Form eines  Satzes. In Form einer Erscheinung:

kafka1

Franz Kafkas Zeichnungsskizzen “über das Schreiben & Malen”

  “oT”? – oder doch “Der Demiurg”? 

Andreas Roseneder “Das schwarze Schaf” & “the black sheep profile”, chinesische Tusche auf deutschem Papier

Illustration zur Kurzgeschichte “Das schwarze Schaf” von Dorothea Zeichmann, 2013

Auf die Anfrage der österreichischen Autorin Dorothea Zeichmann hin, ihr Erzählkompendium mit dem Arbeitstitel “Das Schwarze Schaf”  zu illustrieren, kamen in mir all diese an der eigenen Arbeit erfahrenen Schwierigkeiten auf. Nach Zusage & begonnener Arbeit wurde mir klar, daß es denn doch etwas anderes ist, einen fremden Text in Zeichnungen zu übersetzen: der Galgen aus der biographischen Selbstreflexion wurde zum Schaffott der souveränen Vorgabe eines anderen Geistes.

Andreas Roseneder   “…daß dich der Teufel hol´…”,  chinesische Tusche auf deutschem Papier

Illustration zur Kurzgeschichte “Wie ich fluchen lernte” von Dorothea Zeichmann, 2013

Mit scharfem Schnitt wollte diese Übersetzung gesetzt sein. Die Technik der Federzeichnung mit schwarzer chinesischer Tusche erschien mir zu aller erst als das geeignetste Medium, dies in adäquater Schärfe zu tun. Doch dann wurde mir im Zuge der Arbeit immer mehr bewußt, wie sehr die Handhabung der Feder mit dem Schreiben verwandt ist, wie sehr sie zwischen Dorothea Zeichmanns Wort & Satz kratzte. Der weiche chinesische Kalligraphiepinsel löste im Handumdrehen die spitze Feder ab. Der schnell gesetzte Pinselstrich, mehr verwandt mit dem sicheren & großzügigen Duktus des Malers war plötzlich Sache.

Andreas Roseneder   “speed limits”,  chinesische Tusche auf deutschem Papier, 2013


Andreas Roseneder   “…ein Wesen, das sie, wenn es will, zum Beispiel auch vernichten kann…”,  chinesische Tusche auf deutschem Papier

Illustration zur Kurzgeschichte “Ameisen” von Dorothea Zeichmann, 2013

Text &  Zeichnungen sind in der Zwischenzeit zum Druck entlassen.

 

Andreas Roseneder   “…Ein Mann war an Händen und Füßen angekettet….”,  chinesische Tusche auf deutschem Papier

Illustration zur Kurzgeschichte “Die Wiederkehr” von Dorothea Zeichmann, 2013

Andreas Roseneder   “Ich habe das verdient”,  chinesische Tusche auf deutschem Papier

Illustration zur Kurzgeschichte “Die Wiederkehr” von Dorothea Zeichmann, 2013

Das Buch wird demnächst unter dem Titel “Der Wunsch / Želja” in deutscher & kroatischer Sprache im burgenländisch-kroatischen Verlag HKDC in Eisenstadt erscheinen.

Dieser Artikel wurde von René Desor fuer KUNO erstellt

Rescue from Oblivion – der Vergessenheit entreißen

oder: Die Exegese eines Schildermalers

 “To rescue from oblivion even a fragment of a language which men have used and which is in danger of being lost – that is to say, one of the elements, whether good or bad, which have shaped and complicated civilization – is to extend the scope of social observation and to serve civilization.”   Victor Hugo

Andreas Roseneder  „Rescue from Oblivion I”    Öl auf Leinwand, 1982/1988

 Foto: Galerija Murska Sobota, Pannonia 89

 Rescue from oblivionder Vergessenheit entreißen, diese für mich als bildenden Künstler seit den 80er Jahren letzten Jahrhunderts in der Annäherung an ein Erinnerungsbild aus dem Hintergrund auftauchende Motto soll nun augenblicklich zum vordergründigen Leitsatz nachfolgender Erläuterungen werden – dies ist kein leichtes, vor allem da es sich bei dem Objekt der Betrachtung um ein heraldisches Element handelt, dem Adler, der in seinem Erscheinungsbild wie auch Symbolik über die Jahrhunderte nicht nur im Europäischen Raum gewandelt wurde. In der deutschen & österreichischen Gegenwart spricht man gern in amikaler Leichtfüßigkeit vom sogenannten „Bundesadler“.

Für einen Künstler gibt es keinen abwegigeren Auftrag, als ein solch historisch gewandeltes, über staatliche Politik raffiniertes & dadurch auch national besetztes Thema in ein ihm zeitgemäß erscheinendes Gewand zu kleiden – was wohl auch nicht seine dezidierte Aufgabe ist. Da er doch als mündiger Bürger des Öfteren einen inneren Wandlungsbedarf sieht, dem er auch ein äußeres Erscheinungsbild Ausdruck verleihen  sollte, maßt er sich jedoch ab & an solch Dreistheit zu.

1981 habe ich während meiner Studienzeit an der Akademie der Bildenden Künste in Wien im Keller eines Miethauses einen alten Jute-Kohlesack gefunden, der mit dem Emblem des Nationalsozialistischen Regimes bedruckt war.

Andreas Roseneder  „Rescue from Oblivion II” Öl auf Jute, 1988

hintere Ansicht

 Es war mir damals nicht Auftrag gegeben, dieses Symbol in meiner Arbeit abzuhandeln oder gar zu verwenden – das wäre ja auch ein staatlich verbotener Akt gewesen. Aber in studentisch jugendlicher Euphorie, einen neuen interessanten Webstoff mit grober Struktur zur Verwendung als Bildträger gefunden zu haben, spannte ich den Jutesack verkehrt herum auf einen Keilrahmen & grundierte ihn nach akademisch gelernter Manier klassisch mit Halbkreidegrund. Ich wagte es einfach nicht, das Emblem zu über – malen oder -decken & stellte die Leinwand beiseite. Auch die darauffolgenden Jahre konnte ich sie nicht be- oder über- malen, zu sehr schien mir die Leinwand  „stigmatisiert“. Ab 1982 eröffnete ich  Ateliers in Städten der BRD – auch ohne dort Hand an den leeren Bildträger zu legen. Von Berlin aus  beobachtete ich 1985 die politischen Entwicklungen rund um die Wahl Kurt Waldheims zum österreichischen Bundespräsidenten, die 1987 in der Aufnahme des Staatsoberhauptes auf die so genannte „Watch List“ der USA kulminierte. 1988, vor dem „Berliner Mauerfall“ wieder in Österreich, raffte ich mich in Wulkaprodersdorf an der ungarischen Staatsgrenze endlich auf, Zeichen auf den Bildträger zu setzen. 1989 ist allseits bekannte Europäische Geschichte.

Andreas Roseneder  „Rescue from Oblivion II” Öl auf Jute, 1988

vordere Ansicht

1994 erhielt ich von der Artothek der Bibliothek Treptow, ehemals Ostberlin, die Einladung zu einer Ausstellung. Bei der Hängung der Ausstellung „Eingegangen“ wurde ich von der Leitung aufgefordert, das beidseitig einsehbare Bild „Rescue from Oblivion II“ abzuhängen & es kam zum Eklat.

 Doch was hat dies alles mit nachfolgendem Logo zu tun?

 

Andreas Roseneder  Logo Österreichische Bundesfinanzierungsagentur

Öl auf Leinwand 1993/94

Foto: Österreichische Bundesfinanzierungsagentur

 1993 wurde die Österreichische Bundesfinanzierungsagentur aus dem Finanzministerium ausgegliedert. Der damalige Geschäftsführer Helmut Eder & Vize Mag. Heinrich Treer aus dem Finanzministerium recherchierten in der Österreichischen Staatsdruckerei nach einem Logo and der Wand der neuen Agentur. Zurück kamen sie mit dem Ausdruck des Österreichischen Staatswappens & dem Hinweis, „eine Vergrößerung für die Wand wäre die Aufgabe eines Malers“. Der Anfrage meines Freundes Heinrich Treers zur Realisation gegenüber konnte ich nicht absagen, auch wenn ich mich nicht als Schildermaler sah; ebenso wenig, den Schriftzug „Rescue from Oblivion“ auf den Bildträger zu schreiben; wie auch letztlich der Bitte Mag. Christian Schreckeis gegenüber, nach 20 Jahren der Gründung Österreichischen Bundesfinanzierungsagentur, zum Jubiläum das Geheimnis dieser für Nichteingeweihte wohl  kryptischen Notiz zu lüften.

an outstanding walk through summer stage 1001 – LAVENDER COSMOS

Cosmopolitan Garden Europahaus Burgenland

nature´s colours correspond now with art patches

even on crowded touristic places it´s possible to find some secret points: on Greek Ionian island Zakynthos´ popular Dafni Beach straight after Mela part, mother earth breaks down to sea water with a spectacular stone steep constructing  fabulous formations of earth & water. enjoy an exceptional visual play of elements.

SINNESRAUSCH / Sensory Sensation is a show in the OÖ Kulturquartier (Upper Austrian Culture Quarter) in Linz with international artists and substantial participation from the Czech art project ORBIS PICTUS PLAY by Jiří and Radana Wald (artistic concept Petr Nikl).

Marianna Stránská Kuleta, 2010, a globular kinetic object

Ondřej Puchta Lichtharfe 2 / Harfii 2 , 2011

a harp with swings of light, their disruption evolves sounds in one octave

Ondřej Janoušek Kunststoffseele, 2011 – a window into the world of plastic

Ondřej Smeykal Mobiles Lichtprisma / a Prism with Scrall Bars, 2009

Ueli Seiler Hugova, Farbige Raeder / Coluered Disks, 2010, rotating optical illusions

Achtundachzig Klaviere / Eightyeight Pianos – Untersuchungen an Fluegeln, kuratiert von Georg Nussbaumer

sprouting in the OK Saal is the central exhibition component Kristalise, which during the course of time and with the participation of the public will spread across the floor of the entire room like a living organism.

in front: Petr Nikl, Sessel der Taeuschung / The Chair of Delusion, 2010 – a rotary armchair with a magnifying glass

Jiří Konvrzek,  Ques Qintett Orgel-Fahrrad, organ bicycle

in the back: Petr Nikl, Petr Lorenc Auge / The Eye, 2007 – an external camera obscura for projecting the exterior

“Wir möchten das OÖ Kulturquartier als einen außergewöhnlichen ästhetischen Erfahrungsraum etablieren”, sagt der künstlerische Leiter Martin Sturm. Bespielt werden nicht nur die klassische Ausstellungsräume, sondern auch Gänge, Stiegenhäuser, Dachböden und Teile des Höhenrausch-Daches. Der neu renovierte Ursulinensaal ist der dramaturgische Abschluss des Rundganges und wird damit auch dem Ausstellungspublikum vorgestellt.

The big “rausch” exhibitions mounted since 2009 are ambitious art outreach programs. “We have created this format with the aim of inspiring a greater appreciation for art in broad sections of the public,” says Dr. Josef Pühringer, Minister-President of Upper Austria and Cultural Advisor. Unusual exhibition locations and artworks that strongly appeal to the senses are ideal for this purpose.

Folke Köbberling & Martin Kaltwasser: transformation of the wooden bridges Linz Super Branch 2009/11 of Atelier Bow Wow into WaterTowers, 2012

Wolfgang Georgsdorf Smeller 0.1, 1096/2012, an artificial odour installation

Atelier Bow Wow (JP) , part of Linz Super Branch 2009/2011 & Conzett, Bronzini, Gartmann (CH) in cooperation with Riepl Riepl Architekten Linz

Bring in The Sun – solar system for the museumhalls down under

Wolfgang Georgsdorf Smeller 2.0 – OLFAKTORIUM

Helga Griffiths, Turbulent Souvenirs/Memories, 2005/2012

the exhibition concept of ORBIS PICTUS PLAY culminates in the pivotal work The Heart in the Ursulinensaal. The instruments and objects here are all “analog” and function without any electronics, computer technology, recorded music or film clips. They have therefore somehow “fallen out of time and are for that very reason all the more present,” says Director Martin Sturm. Human energy is the only force that can breathe life into them, setting them in motion and making them produce sounds.

the exit

SINNESRAUSCH (Sensory Sensation)

until 20. September 2012

OÖ Kulturquartier
OK Platz 1
4020 Linz

Willy Puchner mit Kommilitonin Elke Mischling, Mitte der 70er Jahre in Selbstinszenierung für eine fotografische Übung an der “Graphischen” in Wien

Heute im aktuellen „Selbstportrait“ zeigt sich der Österreichische Künstler, Fotograf, Zeichner und Autor Willy Puchner ganz anders – mit Linse vor Augen, im Spiegel eines der Scheiben eines Reisevehikels, von Gesichtern umgeben: In Addis Abeba fotografierte er Oktober und November letzten Jahres eine ganze Serie von Menschenbildnissen,  Individuen eines Volkes, die sich über eine Reihe von 250 Portraitphotos zu Gesichtslandschaften Äthiopiens formieren. Keine sogenannten Sehenswürdigkeiten bildet er ab, “denn die Kultur des Alltags ist ein anderer Zugang zur Kultur überhaupt, ich brauch nicht die sogenannte Hochkultur”.

„Es läuft sich nicht gut in den Straßen von Addis Abeba. Die Mischung aus Höhenluft, Feinstaub und Abgasen raubt dem Spaziergänger, zumal dem Fremden, den Atem. Und doch flaniere ich leidenschaftlich gern durch die Stadt…“

„Indem man noch die nebensächlichsten Orte und Augenblicke festhält, verwandelt man sie in Monumente der Muße: Das Foto soll und wird auf ewig bezeugen, dass man Muße gehabt hat – und überdies die Muße, sie ins Bild zu bannen. Muße in Afrika. Muße auf dem Eiffelturm. Muße an finnischen Seen.“

Das Reisen, die Reise an sich war und ist ein zentrales Thema Willy Puchners künstlerischer Arbeit, auch wenn er heute seine Reisen vermehrt virtuell zuhause auf dem Papier unternimmt. “Wo immer ich hinfahre, trage ich eine g­­eräumige Bühne in mir. In dieser bin ich aufgewachsen, immer wieder verreist, manchmal auch verloren. Manchmal nenne ich diese Bühne meine kleine Welt, sie ist voll faszinierender Farben, Schattierungen und Kolorierungen, enthält Texte, Filme und jede Art von Bildern. Zu Hause versuche ich die Dinge zu ordnen, ich mache mir eine Notiz, entwerfe ein Bild, versetze mich noch einmal in die Reise, beginne zu phantasieren. In meiner Erinnerung sind es weniger die Gerüche oder Geräusche, die ich einem Ort zuordne, es sind die Bilder, und es ist die Sprache.” , schreibt Willy Puchner im Vorwort seines neuesten Buches “Die Welt der Farben”, ursprünglich Einzelblätter als Periodikum “Farbenlehre” in der FAZ abgedruckt und jetzt zusammengefasst als Buch im Residenz Verlag erschienen. Erst vor kurzem bekam er dafür den “Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis 2012” überreicht.

Wer kennt sie, diese Sprachen: Edo, Komi, Sango, Aseri, Kiribati? Willy Puchner coloriert oft unbekannte Sprachen auf der Palette und erweitert damit sein himmlisches Firmament assoziativ mit narrativer Kunst. Auf diesem Blatt setzt er  auch elektronische Bildbearbeitung ein, der große Vogelschatten besteht aus 2200 Einzelvögel. Zuallererst suche er die Schönheit zeichnerisch im Detail, der Computer biete ihm dann die einzigartige Plattform auf dreißig, vierzig oder gar fünfzig Ebenen diese Schönheiten neu zu formieren. – “Bilder um Milimeter zu verschieben, das ist nicht möglich, wenn ich zeichne.”  Er ist ein akribischer Arbeiter, der andrerseits doch alles gern nach wie vor händisch herstellt. Erst vor kurzem hielt ich ein kleines seidenes Kuvert, das er einem gemeinsamen Freund geschickt hatte, in den Händen: sorgfältig genäht, mit einem Knopf  & einer kleinen Lasche als Verschluß versehen, alleine schon liebevolle Botschaft, ohne den Inhalt gesehen zu haben.

Seine Farbenpalette hat der leidenschaftlich Reisende in seinem Buch auch an Städten verankert: Wien, Frankfurt, Venedig, Paris, Lissabon… – nach einem Hamburgbesuch sah ich zuhause seine  Hamburgseite in der FAZ abgedruckt, das sprichwörtliche “illustrierte Fernweh” packte und versetzte mich augenblicklich zurück in die Atmosphäre der Hafenstadt. Mit seinem letzten Blatt ist Willy Puchner bereits mit Sternen wie Antares, Kapella, Deneb und Morzin im Farbkasten des Universums angelangt. “Beim Illustrierten Fernweh war es noch die Reise an sich, jetzt sitze ich vor Ort und zeichne. Ich bin, so gesehen, bei dieser Arbeit schon zu Hause angekommen.” (Puchner im Interview mit Silke Rabus)

Willy Puchner schreibt und zeichnet nicht nur für die Frankfurter Allgemeine Zeitung, unter anderem auch seit 1989 für die Wiener Zeitung, in der er sonntäglich in der Beilage extra einen Künstler dem Leser vorstellt – wohl auch mit ein Anlaß, ihm 2011 den Award Kunstmediator  der Österreichischen Interessensgemeinschaft Galerien für zeitgenössische Kunst zu verleihen.

Joe & Sally, die beiden Pinguine, mit denen Willy Puchner über den ganzen Erdball reiste, um das Paar vor den vom Massentourismus zu Tode geknipsten Sehenswürdigkeiten dieser Welt zu fotografieren, die Protagonisten des Projekts “Die Sehnsucht der Pinguine”, mit dem er international bekannt wurde – hier auf einer Briefmarke aus der Hand des Zeichners portraitiert. 2004 erschien darüber ein Bildband mit 166 Fotos im Münchner Verlag Frederking & Thaler – jetzt hat er die beiden Polyester-Pinguine „in Pension geschickt“: „Im Grunde genommen haben mich damals Joe und Sally um die Welt gebracht und nicht ich habe sie um die Welt getragen. Heute mache ich eine ganz andere Art von Reise, als wenn ich am Bahnhof sitze. Wenn ich zum Beispiel am Anfang und am Ende des Monats sehe, was sich alles im Garten oder rund um das Haus verändert hat, empfinde ich das als eine unglaubliche Reise. Ich bewege mich dabei aber nicht.“

Neu erscheint demnächst ein Bilderbuch im Berliner Verlag Bloomsbury:

Ist dies das Ende der Reise oder erst ihr Anfang?

Ich habe so
insgeheime Geheimnisse,
die ich mir oft abends ausdenke.

Da liege ich im Bett
und überlege:
Wer bin ich eigentlich?

Wer bin…

René Desor fuer die editionDasLabor, Muehlheim an der Ruhr  –

Zeremonienmeister des Augenblicks

 kulturnotizen –  grenzüberschreitende artIQlationen

last saturday Nickeldorf, Kleylehof, Austria:  gathered musicians named the CHOICE OF CATEGORY performed on a stone stage annexed to a stone arena hand-built by Austrian sculptor Franz Gyolcs himself in front of his studios at Kleylehof. the Jazz Gallery Nickelsdorf invited there as a  HOMMAGE Á SUN RA for 5 days to COSMIC TONES FOR MENTAL THERAPY. –  follow some photo-impressions:

pacemaker Austrian  sculptor Franz Gyolcs passes the center of his land art work supervising the event. after a strong-lone-man act of 4 years his stone stage ready for performance.

Marshall Allen, 88,  since 1995 head of SUN RA ARCHESTRA

Juini Booth

 Philipp Quehenberger & Didi Kern

CHOICE OF CATEGORY

Juinie Booth & Marshall AllenSUN RA seems to appear with sun set

amidst the audience: a wooden sculpture by Franz Gyolcs

Hari Michlits – light designer enlightens Franz Gyolcs´”later work” & the musicians…

… whilst sunset enlightens roses, women – the audience

Hans Falb – inventive genius of konfrontationen Jazzgalerie Nickelsdorf

Marshall Allen

a walk through the gallery of Franz Gyolcs, Kleylehof

Georg Pehm about the artist: Art Off Vogue (in German)

a tv-documentation about the artist on Austrian broadcast:

ORF III : Ramacher & Einfalt unterwegs – Kuenstler ueber Kuenstler:

interview with Franz Gyolcs

Marshall Allan watching a  historical record of a SUN RA ARCHESTRA concert…

… & looking back from the canvas too

SUN RA:

“I’m talking about something that’s so impossible, it can’t possibly be true. But it’s the only way the world is going to survive, this impossible thing. My job is to change 5 billions of people to something else. Totally impossible. But everything that’s possible has been done by man, I have to deal with the impossible. And when I deal with the impossible and am successful, it makes me feel good because I know I’m not bullshittin’.”

last friday at Gerersdorf, Austria: Prof.  Gerhard Kisser receives the “Award Kunstmediator 2012/ Art Mediator 2012” conferred & sculptor Franz Wieser shows his work (until June 17th) in the open air museum Gerersdorf, where the last 40 years an ensemble of old regional architecture & commodities was initially installed by founder Gerhard Kisser & a host of volunteers.

Franz Wieser: details of iron sculptures / objects

old clock tower

taubenkobel / dovecote, originally Wohlrab from Wulkaprodersdorf

playful visitors with dandelions

Franz Wieser:  Sonnenwagen / solar carriage

Franz Wieser: Rad der Zeit / time wheel

curious visitor

Helena Wallner, art journalist & managent, holds the laudation

Gerhard Kisser with audience

Prof Gerhard Kisser gets the award sculpture Kunstmediator / Art Mediator by designer Franz Wieser himself – the winner of last year who officially should do this – Willy Puchner – unfortunately was prevented for comming.

with Mag. Hubert Thurnhofer, president of the Austrian IG galerien

Franz Wieser: miniatur II

miniatur III, diagonal, verzahnung…

Franz Wieser: verzahnung / dovetailing

Franz Wieser: geometrie / geometrie

Franz Wieser: omen

“blaudruck / blueprint” – a traditional pattern for fabrics & clothes

the hand-hewn logs with clay – mixed with chopped straw – plastered and whitewashed

after the award ceremony founder Gerhard Kisser proudly leads through the ensemble of old houses. with help of volunteers and the “thatch roof specialists” from Heiligenbrunn it was in 1976 that a small group of six buildings as “ensemble Gerersdorf” officially could be presented to the public.

Franz Wieser
Edel – Stahl

im Freilichtmuseum Ensemble Gerersdorf
vom 4. Mai bis 17. Juni 2012

A-7542 Gerersdorf Riegelbergen Ensemble Gerersdorf

Gustav Courbet L´Origine du monde / The Origin of the World / Der Ursprung der Welt

oil on canvas, 1866

Andreas Roseneder Rosa Wolke / Pink Cloud acrylics, interference & iridescent acrylics on canvas embeded in polyethylene, 2011

*

L’ORIGINE DU MONDE

für Courbet & Lacan

Die Innenlippen blinzeln aus den äußern.

Im Lebenswasser spiegelt sich das Land,

lachendes Ufer aller Landungswünsche.

Hier springt die Welt zur Welt bei der Geburt,

nachdem zuvor die Welt zur Welt gedrungen.

                                                                      Hanns Remus  (November 1996)

DER URSPRUNG DER WELT / ROSA WOLKE

die innenlippen nach aussen

nach innen die aussenlippen

es kehrt um der spiegel

die verhaeltnisse

wie der mond die erde hebt

die erde den mond erlebt

in geburt zur welt

                             René Desor (April 2012)

THE ORIGIN OF THE WORLD / PINK CLOUD

the inner lip to the outside

and inside the outer lips

the mirror reverses

the ratios

as the moon rises the earth

the earth experiences the moon

through birth to world

                                   René Desor (April 2012)