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        Die Ironie treibt zumeist seltsame Blüten. Ob man angesichts Paul Mühlbauers Skulpturen das ironische Augenzwinkern in den Vordergrund stellen sollte, ist fraglich. Denn hinter der Attitüde des Lackanstrichs, der seine Skulpturen seit geraumer Zeit in die Nähe von Comics stellt, öffnen sich existentielle Lebens-Fragen.

 

 Nach eigenen Aussagen war in seinem Leben der wichtigste Schritt, nach der ersten Ausstellung seiner Skulpturen den Schritt zu wagen, für die Kunst & damit auch von der Kunst zu leben. Man könnte jetzt meinen, eine für den studierten Nationalökonom mit Bedacht auf die materielle Existenz klare Aussage. Da Mühlbauer aber auch gleichzeitig zugibt, dass dieser Schritt mit verborgenen Ängsten verbunden war – will er doch mit der Offenbarung der Bilder seiner Gefühlswelt den Menschen gewissermaßen verschiedene Spiegel vorhalten – merkt man dabei auch die psychische Ebene der Angst mitschwingen. „Gerade weil ich in die Zeit der Destruktion, der Vergiftung und der Entmenschlichung hineingeboren wurde, wird das Zeigen des Schönen und der Nacktheit ein Ziel bleiben”, schreibt der 1963 im steirischen Judenburg Geborene.

Pannonische Odysee

 Paul Mühlbauer hat diesen Sommer mehrere Künstler zur bildhauerischen Arbeit in seinen kunstpark sued in Olbendorf, Nähe Stegersbach im südlichen Burgenland geladen. Doris Piwonka aus Wien, Wolfgang Stübner aus Berlin, Reinhard Mikel, Rudolf Pinter und Andreas Roseneder aus dem Burgenland werden hier arbeiten. Ich leite als Ortskundiger mit meinem Van den mit breitem amerikanischen Wohnwagen – inklusive „Kübel-Trabi” der Ex-DDR-Armee am Anhänger hintendran – angereisten Berliner Holzbildhauer Wolfgang Stübner über die burgenländische Schnellstraße S31 volkstümlich „Nord-Süd-Verbindung” genannt, hinunter an die Ränder der Buckligen Welt. Am Ziel angelangt erweist sich das Auffinden des Kunstparks selber als kleines Kunststück: in Olbendorf mit 9 Ortsteilen, über 1700 ha Gemeindefläche & mehr als 100 km Ortsstraßen kein Wunder. Hier scheitert auch das Navigationsgerät des Berliners. Endlich ein Hinweisschild „kunstpark sued”, am Ende der asphaltierten Straße, dann ein Ortsschild mit dem zweisprachigen Schriftzug „Bleiburg / Pliberk“. – Hat Jörg Haider das Ortschild hierher versetzen lassen?

 Nein. – Mühlbauer spielt mit den Emotionen seiner Besucher. Dieses Spiel setzt er auch in seinem an den Atelierbau grenzenden Skulpturenpark fort: Ein Sehschlitz in der Betonmauer, die den Park von der Straße abgrenzt, verführt zum Hineingucken.

 Und ist man dann das Wiesenstück mit Mühlbauers Bronzeskulpturen aus den 90ern abgegangen, weist No Way Out, eine bronzene Menschenskulptur mit einem Messer gestikulierend, weiter in den Wald. „Ein Wegweiser”, sagt er lapidar. Er führt den Besucher gern in die Irre.

 

 

Im Wald haben letztes Jahr die Bildhauer Heinz Bruckschwaiger und Reihard Mikel ihre Spuren hinterlassen: LandArt in Form eines Hügels als weibliche Brust gewölbt, ein durchbohrtes bluttriefendes Herz zwischen den Stämmen. Holzstege führen über die sumpfigen Teile des Waldstückes. Riesenschachtelhalme zwischen den Eschen, Buchen & Eichen fiedern hellgrün den dunklen Waldboden.

Die Malerin Doris Piwonka setzt kreisrunde Spiegelobjekte aus Nirostastahl in den Sumpf und spiegelt damit das Blattspiel im Himmel ins Dunkel. Alte Geschichten tränken den Boden: Die Olbendorfer sollen hier einst ihre Kirchenglocke zum Schutze vor den herannahenden Türken vergraben haben – und beim späteren Versuch, sie wieder auszugraben, sei sie immer tiefer gesunken, der Teufel war da natürlich auch irgendwie im Spiel – ein in Beton gefasstes Loch neben einem Steg zeigt die überlieferte Stelle…

 „seh-räuber” & „wood feels good” sind Schlagworte mit denen Mühlbauer dieses Symposion dem kunstpark sued & seinen „seh-festspielen” voranstellt. Er spielt mit den Worten, wenn er sich ausdrückt, verführt in Wort-Spiele, überführt einen gewandt in die eigene Wort-Verliebtheit. Eine literarische Präsentation der anderen Art für nächstes Jahr hat er auch schon angedacht: Gedichte auf elektronischen Bändern im Wald laufend werden den Besucher bei der Skulpturenschau begleiten.

 

Verlässt man über einen Steg den Sumpf wieder & kehrt den Waldweg zurück zu Mühlbauers Atelier, kommt man an einem Ensemble von bunten Skulpturen vorbei, denen man sofort die spielerisch leichte Kinderhand ansieht. Unter Hilfe & Anleitung des Bildhauers Reinhard Mikel haben hier Kinder „seh-pferde und andere fabelwesen” auf eine Lichtung gezaubert.

 Auch Mühlbauers neuere Arbeiten sind bunt mit Lacken besprüht. Nach Experimenten mit Epoxiharz ist er wieder zur klassischen Bronze zurückgekehrt. „Der Bronzeguss ist einfacher & schneller im Verfahren.” Und die Nachfrage nach seinen Skulpturen ist groß, er verkauft international über die Niederlande sogar nach Asien und in die Vereinigten Staaten. Aber auch im eigenen Lande sind seine Arbeiten gefragt, davon kann man sich zum Beispiel beim bekannt kreativen Chocolatier Zotter im steirischen Riegersburg überzeugen.

 

links to Muehlbauer´s work:

www.paulmuehlbauer.com

www.kunstparksued.at

PANNOrama 008 05

interested in this topic please see also articles: mystery of the woods  &  rat pack &  wood feels good  &  what´s a “mowl”? & sculpture directe

5 Comments

  1. *WAAAA!

    • a visitor at peter´s
    • Posted August 31, 2008 at 21:13
    • Permalink
    • Reply

    Gratulation zu Ihren Kommentaren,kenne Herrn Paul Mühlbauer persönlich und all Ihre Aussagen treffen zu,auch die Beschreibung des Kunstparks,der wirklich einzigartig ist und ein Juwel für das Südburgenland ist,von jung bis alt jeder darf hier mittun.
    Wünsch dem Kunstpark Süd viele “Sehräuber”.

  2. I simply can not resist commenting this article after having read about Muehlbauers fears taking the step into artistry/sculpting and being fully aware of the difficulties financing such a career: approximately half a year ago when I first ran into his work – through this blogsite! – I approached René with a question and suggested he’d pass it on to Paul himself. The reason why he did not I don’t know – maybe it was because of ignorance towards intrusive Finn ladies or because of great respect for his fellow countryman and colleague? 😉

    Either way, this is – and always was! – to be read with humour: Why, Paul, are all Your sculptures so terribly skinny? Is it for aesthetical reasons only, to please the modern standards of appearance, or merely a well disguised attempt to reduce the material expenses of a starving artist…? 😀

    Great article, R! Thank You!

  3. Hallo lieber Andreas, habe mich köstlich über die Erinnerung an unsere “irre – Fahrt” zu Pauls kunstpark süd amüsiert, erinnere mich gern daran – übrigens was macht der Finger K? – bin mit der Vorbereitung meines 4. Pleinairs beschäftigt und auch so über eine Bewerbung aus Dänemark zu deiner Seite (toll!!!) gekommen – alles Gute für dich und deine Familie in 2009
    herzlichst WST

  4. servus Wolfgang! freut mich, wieder mal von Dir zu hören. wenn Du mich nach meinem damals gebrochenen finger frägst, – was macht denn Dein zerschnittenes knie? – der nagel ist ein souvenir an damals geblieben, verkruepplt & zu kurz nachgewachsen, denk kein manko für einen schönen mann.
    auch alles liebe für 2009, vielleicht sieht man sich ja!


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