Dilemmata artisti
Abends, bei der Schau eines phantastisch glühenden Sonnenuntergangs am Himmelsfirmament fragt sich der Betrachter eigentlich nicht: Ist das Kunst?, Ist das Kitsch?, Gut?, Schlecht?, Billig?, Teuer? Man stellt das Schauspiel nicht in Frage & will es auch nicht mitnehmen. Ja vielleicht schießt der melancholische Romantiker ein Foto davon, um seine Reminiszenzen einmal durch eine vage Abbildung dessen unterstützen zu können, um dann festzustellen, dass dieser Versuch eigentlich nur einen Abklatsch seiner ursprünglichen Wahrnehmungen & Empfindungen darstellt. Nun sieht sich der Kreative manches Mal nach getaner Arbeit vor einem solchen “Sonnenuntergang” in seinem Werk. Am nächsten Tag oft schon kommt in ihm Zweifel auf, ob denn die Glanzpunkte denn nicht zu übertrieben wären oder die ganze Szenerie denn nicht zu düster oder die begleitende Staffage nicht falsch interpretiert werden könnte. Wenn dann noch die Fragen des Galeristen oder Kunden dazukommen, was denn der Ausgangspunkt zu diesem Werk gewesen sei, was es denn koste, ob man in der Art weiterarbeite, dann verliert der Künstler gänzlich den ungetrübten Blick auf sein Werk. & wenn bei einer Gruppenausstellung dieses vielleicht einen ganz & gar ungünstigen Platz zugeordnet bekommt, dann verdunkelt sich endgültig alles in ihm. Reagiert er dann unverständlich, unwirsch, barsch oder gar abweisend auf irgendeine Frage, dann bekommt er auch noch zu hören, er sei kompliziert, arrogant, „Künstler eben“. & stockt dazu vielleicht noch der gewohnte Fluss in seiner Arbeit, dann wird ihm auch noch eine „Schaffenskrise“ auferlegt.
poesis & crisis 
